
Top-Team
01.10.20
„Wir wollen hier etwas aufbauen“
Im September wechselte die 332-fache Bundesligaspielerin Anne van Bonn vom SC Sand zum Hamburger SV. Vor dem Start der Regionalliga-Saison 2020/21 am kommenden Wochenende spricht die 34-Jährige im Interview über den Grund für ihren Wechsel und das Potenzial ihres neuen Teams.
hsv-ev.de: Anne, du bist aus der Frauen-Bundesliga in die Regionalliga zum HSV gewechselt. Was hat dich zu dieser Entscheidung bewegt?
Anne van Bonn: Ich habe zum Ende der abgelaufenen Saison für mich entschieden, meine Profi-Karriere zu beenden und den Einstieg in die Berufslaufbahn abseits des Fußballplatzes zu wagen. Neben meinem Beruf brauche ich aber trotzdem einen sportlichen Anreiz und konnte mich noch nicht zu 100 Prozent vom Fußball verabschieden. Ich habe gemerkt, dass mir der Sport einfach zu viel Spaß macht, um die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, und ich unserem Team mit meiner Erfahrung noch einiges mitgeben kann. Außerdem macht mein Körper die Belastung weiterhin gut mit.
Die ersten Wochen beim HSV hast du hinter dir. Wie fühlst du dich im neuen Team und welchen Eindruck hast du nach der intensiven Saisonvorbereitung?
Unser Team ist sehr jung und das Potenzial ist groß. Die Mädels wollen sich weiterentwickeln, haben Spaß am Training und sind wissbegierig. Wir können aus unserem Team noch einiges rausholen und wollen hier beim HSV etwas aufbauen. Bisher hatten wir noch keinen richtigen Härtetest, daher ist es nicht ganz so einfach zu wissen, wo wir im Regionalliga-Vergleich stehen und wie leistungsstark wir sind. Aber ich denke, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.
In deiner Karriere kannst du auf 332 Spiele in der 1. Frauen-Bundesliga zurückblicken. Am kommenden Wochenende steht der erste Spieltag in der Frauen-Regionalliga beim Osnabrücker SC an. Mit welchen Erwartungen gehst du in diese Partie und was sind eure Ziele für die neue Spielzeit?
Ehrlich gesagt, habe ich keine speziellen Erwartungen. Ich bin aber gespannt darauf, das generelle Leistungsvermögen in der Regionalliga kennenzulernen. Wir sind gut vorbereitet und werden alles dafür tun, einen guten Start in die Spielzeit hinzulegen. Diese Saison wird nicht so ablaufen, wie alle es gewohnt sind, da die beiden Staffeln, in welche die Liga zunächst aufgeteilt ist, bereits nach acht Spielen in eine Meister- und eine Abstiegsrunde unterteilt und anschließend jeweils zusammengelegt werden. Unser Ziel ist es, die Meisterrunde zu erreichen und dort eine sehr solide Rolle zu spielen, um den langfristigen Plan des HSV auf ein gutes Fundament zu stellen.
Mit dem vor zwei Jahren eingeführten Konzept zur leistungsorientierten Gesamtausrichtung der Sparte Frauen- und Mädchenfußball plant der HSV langfristig den Aufstieg der 1. Frauen in die 2. Frauen-Bundesliga. Wie schätzt du dieses Vorhaben ein?
Ich finde es sehr wichtig, dass der HSV diese Ausrichtung wiedergefunden hat. Ein Verein dieser Größe muss langfristig eine gute Rolle im Frauenfußball spielen. Das Einzugsgebiet des HSV für mögliche Spielerinnen ist groß und daher kann der Verein in Bezug auf die Ausbildung von Talenten in Norddeutschland eine Führungsrolle einnehmen. Den vielen jungen und talentierten Spielerinnen eine Perspektive im eigenen Verein zu bieten, und diese Perspektive ist die 2. Frauen-Bundesliga, ist dabei von zentraler Bedeutung.
Was machst du abseits des Platzes, wenn du deine Fußballschuhe nicht für die HSV-Frauen schnürst?
Ich arbeite mittlerweile als Bauingenieurin in einem jungen und innovativen Unternehmen. Es macht wirklich Spaß, da meine Kollegen sehr freundlich sind und mir den Einstieg sehr leicht machen. In meiner Freizeit verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. Momentan lernen wir die neue Heimat kennen und richten unser neues Zuhause ein.
Vielen Dank für das Gespräch.
___
Foto: Karsten Schulz