
Sport im HSV
08.12.21
„Das hätte ich mir nicht träumen lassen“
Vor wenigen Tagen ging die Badminton-Senioren-Weltmeisterschaft im spanischen Huelva zu Ende. Mittendrin: HSV-Sportler Klaus Buschbeck, der im Doppel die Silber-Medaille holte. Im Interview blickt der 59-Jährige auf das Turnier zurück und lässt den Weg zu seiner Medaille Revue passieren.
Moin Klaus, zunächst einmal Glückwunsch zur Silbermedaille! Wie blickst du auf die Zeit in Huelva zurück?
Ich bin bereits ein paar Tage früher angereist und konnte die Zeit so nutzen, um ein paar Tage zu trainieren. Es ist ein völlig anderes Gefühl, wenn man in einer Trainingshalle spielt oder in solch einer großen Arena wie in Huelva. Vor Ort hat mir besonders das freundschaftliche Miteinander der Sportlerinnen und Sportler gefallen.
Du bist Teamkapitän Deutschlands und hast damit die 110 deutschen Sportler vor Ort vertreten. Wie kam es dazu und welche Aufgaben sind mit diesem Amt verbunden?
Ich wurde vor meiner ersten Weltmeisterschaft 2013 vom damaligen Teamkapitän gefragt, ob ich seine Nachfolge antreten will. Ich habe zugesagt und bis heute macht mir die Arbeit sehr viel Spaß. Ich bin beim Nominierungsprozess für den deutschen Kader beteiligt und beim Setzausschuss der Badminton World Federation (BWF) dabei, wo ich die deutschen Interessen vertreten kann. Dazu gibt es viele Formalien zu erledigen, aktuell vor allem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Du hattest ein straffes Programm: Nachdem du in der ersten Runde gesetzt warst und ein Freilos hattest, bist du im Einzel, Doppel und Mixed angetreten und hattest in jeder Disziplin ein Spiel pro Tag. Wie lief ein typischer Turniertag für dich ab?
Bereits an meinem ersten Turniertag hatte ich das erste Spiel des Tages um neun Uhr morgens, mein letztes Spiel um 21.30 Uhr. Ich fange meist schon eine Stunde vor jedem Spiel an, mich warmzumachen. Dazu habe ich einen Physiotherapeuten gebucht, der mir bei kleineren Problemen vor und nach den Spielen geholfen hat. Mit Vor- und Nachbereitung war ich bei jedem Spiel etwa drei Stunden beschäftigt. Wenn man drei Spiele pro Tag hat, geht der Tag schnell rum. Zwischendurch bin ich gerne einen Kaffee trinken gegangen oder habe mir etwas zu essen besorgt. Dazu kannte ich viele andere Sportler vor Ort und habe mich mit ihnen in meinen Pausen ausgetauscht oder bei ihren Spielen zugeschaut.
Am ersten Tag hast du alle deine drei Spiele gewonnen, in der dritten Runde hast du dann im Einzel verloren. Wie kam es dazu?
Nachdem mein Gegner und ich jeweils einen Satz gewonnen hatten, musste die Entscheidung im dritten Satz her. Ich hatte mich allerdings leicht verletzt und musste die Entscheidung treffen, ob ich im dritten Satz alles gebe, oder ob ich mich schone – zumal ich später am Tag noch ein Doppel absolvieren sollte. Mit reduzierter Kraft habe ich die Partie zu Ende gebracht, um mich für das Doppel zu schonen.
Im Doppel bist du dann weitergekommen und hast einen Tag darauf zusammen mit deinem Partner Jürgen Schmitz im Viertelfinale sogar das an Platz eins gesetzte thailändische Duo besiegt, im Mixed war im Viertelfinale Schluss. Im Doppel-Halbfinale ging es schließlich gegen ein dänisches Duo. Wie lief die Partie?
Wir hatten im ersten Satz einige Schwierigkeiten und haben ihn deutlich verloren, im zweiten Satz sind wir aber zurückgekommen und haben ihn mit 24:22 gewonnen. Den entscheidenden Satz haben wir mit 23:21 gewonnen und sind damit ins Finale eingezogen. Das war ein spannendes Spiel, in dem beide Teams die Möglichkeit zum Sieg hatten. Wir waren extrem glücklich über den Finaleinzug – das hätte ich mir vor dem Turnier nicht träumen lassen.
Im Finale musstet ihr erneut gegen ein thailändisches Duo antreten. Warum hat es am Ende nicht zum Sieg gereicht?
Die beiden Thailänder waren extrem fit und sehr schlagsicher. Sie haben sehr wenig eigene Fehler gemacht und hatten eine super Abwehr. Am Ende haben wir nach zwei Sätzen mit 10:21 und 13:21 verloren. Nach dem letzten Ballwechsel lagen mein Doppel-Partner und ich uns trotzdem in den Armen, weil wir glücklich waren über die Silber-Medaille.
Welche Bedeutung hat diese Medaille für dich?
Ich hatte mir bereits vorher im Doppel am meisten ausgerechnet und damit geliebäugelt, eine Medaille zu gewinnen. Bei einer Weltmeisterschaft auf dem zweiten Platz zu landen, ist eine besondere Auszeichnung und der bisher größte Erfolg in meiner Badminton-Karriere.
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Foto: Pascal Histel