
Verein
17.06.25
„EINE GROSSE STÄRKE UNSERES VEREINS“
Am kommenden Sonnabend, 21. Juni, findet die ordentliche Mitgliederversammlung des Hamburger Sport-Verein e.V. im Volksparkstadion statt. Im Vorfeld äußern sich HSV-Präsident Marcell Jansen sowie die Vizepräsidenten Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß über vier Jahre Präsidiumsarbeit, ihre Erwartungen an die Versammlung und einen erneuten Mitgliederrekord.
Am Sonnabend ladet ihr zur Mitgliederversammlung ins Volksparkstadion. Welche Themen und Weichenstellungen stehen in diesem Jahr im Vordergrund?
Marcell Jansen: Es wird eine wichtige Versammlung, weil wir nicht nur auf das zurückblicken, was wir gemeinsam erreicht haben, sondern auch strukturelle und personelle Weichen für die Zukunft stellen. Die Präsidiumswahlen stehen auf der Tagesordnung, wesentliche Anträge kommen zur Abstimmung – und es geht darum, wie der Verein seine Rolle als moderner Sportverein in der Gesellschaft weiterhin wahrnimmt.
Michael Papenfuß: Uns ist wichtig, dass die Mitglieder sich gut informiert fühlen und spüren, dass wir als Präsidium nicht nur verwaltet, sondern gestaltet haben – und dies im Sinne des gesamten Vereins. Daher steht auch die Fortführung und Verankerung strategischer Themen wie mehr Diversität im Vereinsalltag oder auch der Supporters Trust auf dem Programm. Das sind keine kurzfristigen Projekte, sondern langfristige Aufgaben, die die Identität und Zukunftsfähigkeit unseres Vereins prägen.
Was erwartet ihr von der Versammlung? Worauf sollte eurer Meinung nach in der Diskussion geachtet werden?
Bernd Wehmeyer: Ich wünsche mir einen respektvollen, sachorientierten Austausch. Die Mitgliederversammlung ist ein hohes Gut – sie lebt vom Dialog, aber auch vom Miteinander. Unterschiedliche Perspektiven sind wichtig, solange wir gemeinsam das Beste für den HSV im Blick behalten.
Michael Papenfuß: Der Blick auf das große Ganze sollte gewahrt bleiben. Der HSV ist ein emotionaler Verein – aber es braucht einen konstruktiven Umgang miteinander. Wir haben viele engagierte Mitglieder, die inhaltlich fundiert diskutieren. Das ist eine große Stärke unseres Vereins.
Für Marcell und Bernd wird es die letzte MV in Präsidiumsfunktion sein. Was bedeutet euch das Ehrenamt – und wie habt ihr die Verantwortung erlebt?
Marcell Jansen: Dieses Ehrenamt war und ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Ehre. Ich durfte meinen Verein in einer besonderen Rolle begleiten und habe dabei viel gelernt. Es war eine Zeit mit vielen intensiven Momenten und ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.
Bernd Wehmeyer: Ich habe den HSV in den unterschiedlichsten Rollen erlebt – als Spieler, als Mitarbeiter, als Vizepräsident. Jede Aufgabe war besonders, aber das Ehrenamt im Präsidium war etwas sehr Persönliches. Wir haben viel Zeit, Energie und Leidenschaft investiert. Und es war mir eine Herzensangelegenheit, dies für unseren HSV tun zu dürfen.
Wie blickt ihr auf die vergangenen vier Jahre eurer Amtszeit zurück? Wie bewertet ihr die Entwicklung des Vereins in dieser Zeit?
Marcell Jansen: Es war unser Ziel, den HSV zukunftsfähig aufzustellen. Dafür sind wir im Jahr 2021 mit dem Programm „Vereint 2025“ angetreten. Wir sind heute sportlich breiter aufgestellt, haben eine enorm starke Mitgliederbasis, neue Sportstätten und ein deutlich geschärftes Profil als Sportverein mit gesellschaftlichem Auftrag. Gemeinsam mit der Mitgliedschaft haben wir einen Rechtsformwechsel unserer Tochtergesellschaft umgesetzt und dadurch die Mitbestimmung der HSV-Mitglieder erheblich gestärkt. Und wir konnten zum 1. Juni mit rund 127.000 Mitgliedern erneut einen Mitgliederrekord verzeichnen.
Michael Papenfuß: Wenn man den Blick zurückwirft, haben wir gemeinsam viel bewegt - gerade was wichtige Themen wie Mitgliederentwicklung, Digitalisierung, gesellschaftliches Engagement und Infrastruktur betrifft. Der Verein steht heute auf solideren Füßen, sowohl finanziell als auch strukturell. Wir haben interne Prozesse modernisiert, die infrastrukturelle Lage verbessert und zentrale Themen wie Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung noch fester im Verein verankert. Das Mitgliederhoch, die Erweiterung unserer Sportstätten sowie nicht zuletzt der gleichzeitige Erstliga-Aufstieg unserer Fußballerinnen und Fußballer haben den HSV in Hamburg und darüber hinaus noch präsenter gemacht.
In der Öffentlichkeit gab es auch Diskussionen um von euch getroffene Entscheidungen. War diese berechtigt oder hättet ihr euch manchmal mehr Rückhalt oder zumindest differenziertere Kritik gewünscht?
Marcell Jansen: Kritik gehört dazu – gerade bei einem so großen und emotionalen Verein wie dem HSV. Wichtig ist, dass sie fair und differenziert geäußert wird – und am besten im direkten Dialog. Es gab Phasen, in denen ich mir mehr inhaltliche Auseinandersetzung und weniger persönliche Angriffe gewünscht hätte. Aber wir sind immer offen mit Kritik umgegangen und haben sie ernst genommen.
Bernd Wehmeyer: Wenn man Verantwortung übernimmt, muss man auch mit anderen Meinungen umgehen können. Aber ich hätte mir manchmal mehr Sachlichkeit in der Diskussion erhofft. Es geht nicht um Schlagzeilen, sondern um Inhalte. Was uns wichtig war: Entscheidungen wurden nie allein, sondern immer im Gremium und im Sinne des Vereins getroffen.
Infrastrukturell konnten in den vergangenen Jahren einige Meilensteine gesetzt werden. Wie seht ihr den Verein in diesem Bereich aufgestellt und was sind die nächsten Schritte?
Michael Papenfuß: Die Modernisierung sowie der Ausbau unserer Sportstätten war ein zentrales Anliegen. Wir konnten viele Projekte umsetzen – etwa die Verbesserung der Trainingsbedingungen für die Amateur- und Nachwuchsabteilungen oder auch den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Mit der Sportanlage Königshütter Straße, dem HSV-Sportpark in Stapelfeld und dem HSV-Zentrum am Volkspark, in dem in enger Abstimmung mit der Abteilungsleitung des Supporters Club sowie Vertretenden aus der Fanszene auch ein Vereinshaus entstehen wird, haben wir die Möglichkeit, beim HSV Sport zu treiben, vervielfacht. Der nächste Schritt wird sein, die laufenden Projekte sinnvoll fortzuführen und die Infrastruktur langfristig zu sichern – auch energetisch. Das wird eine große Aufgabe für das künftige Präsidium.
Der HSV e.V. hat sich in den letzten Jahren u.a. intensiv mit den Themen Diversität, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung beschäftigt. Was ist hier konkret erreicht worden?
Bernd Wehmeyer: Diese Themen sind fester Bestandteil unseres Selbstverständnisses, denn der HSV hat hier eine Verantwortung über den Sport hinaus. Wir haben beispielsweise mit dem Nachhaltigkeitsbericht gemeinsam mit unserer Mitgliedschaft ein sinnvolles Kommunikationstool geschaffen und unser Bekenntnis zur Nachhaltigkeit auch in unserer Vereinssatzung aufgenommen. In diesem Zuge konnten wir unter anderem erste emissionssenkende Maßnahmen auf unserer Sportanlage in Norderstedt umsetzen. Auch im gesellschaftlichen Bereich sind wir – unter anderem durch den Ausbau unserer inklusiven Sportangebote – deutlich vorangekommen.
Eine gute Zusammenarbeit mit der HSV Fußball AG & Co. KGaA ist essenziell für die Gesamtentwicklung des HSV. Wie bewertet ihr diese zum jetzigen Zeitpunkt?
Michael Papenfuß: Der HSV ist ein Verein mit Herz und zugleich ein komplexes Gebilde mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Das gute und konstruktive Miteinander zwischen e.V. und AG ist die Grundlage dafür, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können. Mit Dr. Eric Huwer und Stefan Kuntz ist der AG-Vorstand mit zwei hervorragenden Teamplayern besetzt, die den HSV mit ihrer jeweiligen Expertise erkennbar weiterentwickelt und zukunftsfähig aufgestellt haben. Es gibt klare Schnittstellen zwischen e.V. und AG sowie ein Verständnis füreinander – und vor allem ein gemeinsames Ziel: den HSV als Ganzes nach vorn zu bringen.
Zum Abschluss eine Frage an Marcell und Bernd: Gibt es Wünsche, die ihr an das künftige Präsidium habt?
Marcell Jansen: Zuerst einmal freue ich mich, dass die Mitgliedschaft die Auswahl zwischen guten und qualifizierten Kandidatinnen und Kandidaten hat und somit die Möglichkeit erhält, auf jeder Position zwischen mindestens zwei Personen zu wählen, die teilweise inhaltlich abgestimmt ins Rennen gehen. Das ist absolut positiv zu bewerten und ich würde mich sehr freuen, wenn so viele Mitglieder wie möglich am Sonnabend den Weg ins Volksparkstadion finden, um den HSV aktiv mitzugestalten. Unabhängig davon, wie die Konstellation im Präsidium am Ende sein mag, wird es wichtig, dass an einem Strang gezogen und der Teamgedanke gelebt wird. Denn schlussendlich geht es darum, gemeinsam Lösungen zu finden.
Bernd Wehmeyer: Da kann ich Marcell nur zustimmen. Mein Wunsch ist, dass das künftige Präsidium mit Freude, Mut und dem Willen zur Weiterentwicklung an die Aufgabe herangeht. Es ist ein Ehrenamt, das viel abverlangt – aber auch unglaublich bereichert. Und natürlich: Immer das Wohl des gesamten HSV im Blick behalten.