
Verein
20.01.23
„Haben alle Entscheidungen gemeinsam getroffen“
Am morgigen Sonnabend findet im Congress Center Hamburg (CCH) die ordentliche Mitgliederversammlung des HSV statt. Einen Tag vorher sprechen die Präsidiumsmitglieder Marcell Jansen, Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß über die Entwicklungen im Verein und beziehen Stellung zu den zwei Abwahlanträgen gegen Präsident Jansen.
Die Vorbereitungen für die Mitgliederversammlung sind größtenteils abgeschlossen. Mit welchen Erwartungen blickt ihr auf die morgige Versammlung?
Marcell Jansen: Ich spreche für uns Drei, wenn ich sage, dass wir uns freuen. Wir freuen uns auf ein ehrliches Miteinander und einen inhaltlichen Austausch mit unseren Mitgliedern. Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ im HSV und stellt die Weichen für eine starke Zukunft im Sinne unserer Mitglieder und Fans. Zentral ist zudem, dass wir eine Klarheit benötigen, ob wir als Präsidium unseren eingeschlagenen Weg eines starken Vereins im Interesse der Mitgliedschaft weitergehen sollen.
Du spielst auf die zwei Abwahlanträge an, die sich gegen dich als Präsident richten. Inwiefern hat die Auseinandersetzung mit diesen für euch als gesamtes Präsidium eine Rolle gespielt?
Michael Papenfuß: Wir haben uns selbstverständlich dazu ausgetauscht. Um das klarzustellen: Ein Verein lebt auch von unterschiedlichen Sichtweisen. Das ist grundsätzlich gut. In diesem Fall stößt die Art und Weise, insbesondere auch der zunächst genommene mediale Weg, aber sowohl bei Bernd als auch bei mir, als namentlich im Antrag nicht genannte Personen, auf Kritik. Unseres Erachtens liegt der Fokus des bislang begründeten Antrags von Herrn Hischemöller ausschließlich auf der Arbeit im Aufsichtsrat. Als Vizepräsidenten können wir sagen, dass die vermeintlichen Argumente aus unserer Sicht nicht der Realität entsprechen.
Bernd Wehmeyer: Ich möchte das gerne ergänzen. Die erfolgreiche Arbeit im Präsidium wird bei den Anträgen leider vollständig ausgeblendet. Als Präsidium haben wir alle Entscheidungen gemeinsam getroffen. Insofern wäre eine Abwahl von Marcell auch für Michael und mich ein Hinweis, dass die nach unserer Überzeugung inhaltlich gute Arbeit als Präsidium des HSV nicht wahrgenommen und gewürdigt wird.
Um auf die Inhalte zu sprechen zu kommen: Im Oktober 2022 hat der HSV erstmals die Marke von 90.000 Mitgliedern geknackt, der Zuspruch ist groß. Wie bewertet ihr diese Entwicklung?
Jansen: Welche absolute Treue und Leidenschaft die HSV-Anhängerinnen und -Anhänger an den Tag legen, ist unglaublich. Die Marke von 90.000 Mitgliedern ist ein starkes Zeichen und zeigt die Verbundenheit und Identifikation unserer Mitglieder und Fans zum Verein. Auch die gegenseitige Unterstützung ist groß: Nicht zuletzt bei dem vom Supporters Club und Nordtribüne Hamburg initiierten Winterprogramm haben HSV-Teams einen großen Support auch aus der Fanszene erhalten. Mit dem Kids Club und den Young Ones haben wir zudem altersgerechte Angebote für Kinder und Jugendliche, die sehr gut angenommen werden. Und im Amateursport haben wir zum Jahresende 2022 erstmals die Marke von 8.000 Mitgliedern durchbrochen.
Auch infrastrukturell wächst der Verein auf vielen Ebenen. Wie ist hier der Stand?
Wehmeyer: Es passiert viel. Auf der Paul Hauenschild Sportanlage in Norderstedt gibt es umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, dazu sollen weitere Nutzungsflächen entstehen. Auch die Arbeiten der Stadt Hamburg auf der Leichtathletikanlage in der Königshütter Straße, für deren Nutzung wir uns erfolgreich beworben haben, sind weit vorangeschritten. Dazu haben wir mit der Unterschrift des Mietvertrags eines Sportparks in Stapelfeld, der drei Indoor-Fußballplätze, eine Tennishalle sowie eine Halle für unsere Cheerleading-Abteilung umfasst, die Chance genutzt, eine weitere Sport- und Begegnungsstätte im Zeichen der Raute zu schaffen.
Auf der Mitgliederversammlung 2021 wurde ein Antrag zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts zum Geschäftsjahr 2022/23 verabschiedet. Welche Entwicklungen gibt es in diesem Bereich?
Wehmeyer: Der angesprochene Antrag hat die Wichtigkeit des Themas Nachhaltigkeit in seinen drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales auch für den HSV-Kosmos noch einmal unterstrichen. Deswegen haben wir im Anschluss an die Versammlung 2021 eine HSV-interne, organisationsübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, die gemeinschaftlich an der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts arbeitet und dabei im Austausch mit unseren Mitgliedern und weiteren Stakeholdern steht. Es ist für uns ein zentrales Themenfeld, in dem wir als HSV bereits viele Projekte umsetzen konnten, zum Beispiel inklusive Sportangebote für Menschen mit Behinderung oder Anpassungen bei den Auswärtsreisen der Lizenzmannschaft in der Saison 2022/23. Und auch die HSV-Stiftung „Der Hamburger Weg“ leistet wertvolle Arbeit. Zudem sind wir kürzlich dem UN Global Compact, der weltweit größten Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung, beigetreten.
Abschließend: Der Jahresabschluss des eingetragenen Vereins weist zum Ende des Geschäftsjahres 2021/22 ein leicht positives Ergebnis aus. Welche Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen?
Papenfuß: Für einen gemeinnützigen Verein zählt zuerst einmal immer die Schwarze Null. Im Geschäftsjahr 2021/22 konnten wir nach der pandemiebedingten Unterbrechung das Vereinsleben und den Sportbetrieb wieder aufnehmen. Das ist etwas, was uns allen sehr gefehlt hatte, sich durch höhere Ausgaben aber auch im Jahresabschluss zeigt. Das Ergebnis des Jahresabschlusses ist zudem geprägt von dem starken Mitgliederrückhalt und der positiven Mitgliederentwicklung. Dazu konnten wir unsere Umsatzerlöse erneut steigern, einen leichten Jahresüberschuss erzielen und die Verbindlichkeiten des Vereins um eine Million Euro abbauen.