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21.09.21
Amputiertenfußball: HSV-Spieler Simon Dornblüth zieht EM-Fazit
Die deutsche Amputiertenfußball-Nationalmannschaft ist bei der Europameisterschaft in Krakau auf Platz neun gelandet. Mit dabei: HSV-Spieler Simon Dornblüth. Im Interview lässt der 21-Jährige das Turnier Revue passieren und blickt auf die nächsten Wochen voraus.
HSV: Moin Simon, die Amputiertenfußball-Europameisterschaft liegt nun ein paar Tage zurück. Welche Erlebnisse nimmst du aus Krakau mit?
Simon Dornblüth: Auf jeden Fall eine Menge Respekt vor den anderen Sportlern. Es ist beeindruckend, was sie leisten. Die Türkei zum Beispiel hat unglaublich gespielt. Ich konnte für mich neue Impulse mitnehmen und sehen, was nötig ist, um erfolgreich zu sein und wie ich mein Training gestalten muss.
Du hast in Krakau deine ersten Länderspiele für Deutschland absolviert – und das direkt bei einer Europameisterschaft. Wie hat sich das angefühlt?
Im ersten Spiel mussten wir direkt gegen Russland ran – ein Team mit viel Erfahrung und einer starken Physis. Ich stand in der Startaufstellung und fand das natürlich sehr cool, war aber auch sehr nervös. Ich habe versucht, das umzusetzen, was wir im Training erarbeitet haben. In den weiteren Spielen kam ich dann jeweils als Einwechselspieler in die Partie und war deutlich weniger aufgeregt. Auch als Team haben wir danach viel besser ausgesehen.
Das Spiel gegen Russland ging deutlich mit 0:7 verloren, im zweiten Gruppenspiel gegen Irland habt ihr dann nur knapp 1:2 verloren. Dort wäre aber auch mehr drin gewesen, oder?
Das war extrem knapp. Wir hätten auch in Führung gehen können und haben uns sehr gut präsentiert. Man muss aber auch sagen, dass die irische Mannschaft deutlich erfahrener ist als wir. Wir hatten drei, vier Spieler dabei, die vorher noch nie ein Länderspiel gemacht hatten. Man hat gemerkt, dass andere Mannschaften etwas abgezockter waren als wir.
Im dritten und letzten Gruppenspiel ist dann der Knoten geplatzt: Gegen Belgien habt ihr 5:0 gewonnen. Was lief in diesem Spiel anders?
Gegen Belgien konnten wir unser Spiel sehr gut umsetzen. Wir standen sehr hoch, während die Belgier fast keine Angriffe aufziehen konnten. Wir haben fast dauerhaft Druck auf das belgische Tor ausgeübt. Zur Pause haben wir schon 2:0 geführt, das hat uns natürlich auch ein gutes Gefühl gegeben. Wir konnten uns endlich dafür belohnen, dass wir gut gespielt haben.
Durch die zwei Niederlagen habt ihr das Viertelfinale verpasst, konntet die Platzierungsspiele gegen Georgien (2:1) und Griechenland (1:0) dann aber für euch entscheiden und seid letztlich auf Platz neun gelandet. Seid ihr zufrieden mit dieser Bilanz?
Wir sind zufrieden mit unserer Leistung, aber schon etwas enttäuscht, dass wir nicht ins Viertelfinale gekommen sind. Nachdem wir die K.o.-Phase verpasst haben, haben wir alles rausgeholt und wollten die bestmögliche Platzierung holen, die dann noch möglich war – das haben wir geschafft. Damit sind wir zufrieden.
Du bist nicht nur Nationalspieler, sondern spielst auch für den Hamburger SV, der gemeinsam mit den Sportfreunden Braunschweig und Tennis Borussia Berlin als Spielgemeinschaft Nord-Ost in der neu gegründeten Bundesliga antritt. Wie geht es dort für dich weiter?
An den nächsten beiden Wochenenden trainieren wir gemeinsam in Hamburg. Im Oktober findet dann der nächste Spieltag der Bundesliga in Braunschweig statt – das ist quasi das Heimspiel unserer Spielgemeinschaft. Wir werden bis dahin im Training versuchen, als Team weiter zu wachsen und unsere Spielweise weiterzuentwickeln.
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Foto: Ralf Kuckuck, DAF