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12.10.22
„Ich habe viel Selbstvertrauen getankt“
HSV-Spieler Simon Dornblüth weilte mit dem deutschen Amputiertenfußball-Nationalteam jüngst bei der WM in Istanbul – und erzielte den einzigen Treffer seiner Mannschaft. Im Interview blickt der 22-Jährige zurück und verrät, welch außergewöhnlichen Erfahrungen er mit türkischen Fans gemacht hat.
Simon, du bist gerade erst wieder in Deutschland gelandet, nachdem du mit der deutschen Amputiertenfußball-Nationalmannschaft an der WM in Istanbul teilgenommen hast. Nach dem 0:3 in der Gruppenphase zum Auftakt gegen Japan habt ihr 1:5 gegen Mexiko verloren – gegen Mexiko hast du aber dein erstes Tor im Nationaltrikot gemacht. Was war das für ein Moment?
Das stimmt, ich habe das zwischenzeitliche 1:1 erzielt, danach konnten wir dem Druck der Mexikaner aber nicht mehr standhalten. Das Tor hat mich extrem gefreut, danach konnte ich viel freier aufspielen und habe viel Selbstbewusstsein dadurch getankt. Nachdem ich bei der Europameisterschaft in Krakau im vergangenen Jahr wenig Spielzeiten hatte, durfte ich jetzt jede Partie durchspielen – das ist natürlich ein schönes Gefühl.
Dein Tor sollte der einzige deutsche Treffer bei diesem Turnier bleiben: Nach dem 0:3 gegen Kolumbien im letzten Gruppenspiel ging es in den Platzierungsspielen gegen Irak, Indonesien und Spanien – auch diese Partien habt ihr verloren und seid damit auf Platz 24 gelandet. Wie blickst du auf das Turnier zurück?
Durch den Ausschluss von Russland durften wir kurzfristig teilnehmen und konnten uns nicht so intensiv vorbereiten wie die anderen Teams, insgesamt fällt mein Fazit aber sehr positiv aus. Man muss auch sagen, dass uns einige Spieler kurzfristig nicht zur Verfügung standen, sodass wir nicht sonderlich eingespielt sein konnten – dazu haben wir mit einem 16-Jährigen, einem 17-Jährigen und einem 18-Jährigen auch extrem junge Spieler gestellt, die noch viel Entwicklungspotenzial haben.
Wie hast du das Niveau bei der WM erlebt?
Das Niveau bei der WM war noch einmal deutlich höher als bei der EM. Besonders die afrikanischen Teams sind sehr stark, auch Europäer wie England und Polen sind auf einem guten Weg. Am Ende hat die Türkei das Finale gegen Angola mit 4:1 gewonnen, das sind extrem starke Mannschaften.
Welche Atmosphäre herrschte vor Ort in Istanbul?
Der Amputiertenfußball hat in der Türkei einen riesigen Stellenwert und war extrem sichtbar in der Stadt, etwa auf riesigen Werbeplakaten. Uns haben sogar türkische Fans auf der Straße erkannt und wollten Fotos mit uns machen, das war schon verrückt.
In der Bundesliga geht es mit der SG Nord-Ost – einer Spielgemeinschaft aus dem HSV, Tennis Borussia Berlin und den Sportfreunden Braunschweig – am letzten Spieltag am 29. Oktober nach Saarbrücken. Welches Ziel verfolgt ihr dort?
Wir haben die Chance, Zweiter zu werden – das wollen wir schaffen. Vorher reisen wir noch am übernächsten Wochenende nach Belgien und absolvieren ein Turnier mit den Nationalmannschaften aus Belgien, Albanien und Israel. Das ist eine gute Möglichkeit, um uns auf den letzten Bundesliga-Spieltag vorzubereiten.
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Foto: DAF/Ralf Kuckuck