
Supporters Club
03.10.25
„Man gibt so wenig und kann so viel bewirken“
Der kommende HSV-Heimspieltag gegen Mainz 05 steht im Zeichen der DKMS-Stammzellenspende. Michael „Michi“ Harms, Abteilungsleitungsmitglied des HSV Supporters Club, erzählt von seiner Geschichte als Spender.
Michael „Michi“ Harms steht im Schatten des Volksparkstadions und verfolgt gebannt das Spielgeschehen, als sein Handy klingelt. Normalerweise geht er bei einer anonymen Nummer nicht ans Telefon, sagt Michi, diesmal tut er es aber. Während die HSV-Frauen auf dem Platz einen 5:0-Heimsieg feiern, nimmt für ihn am Seitenrand der Tag eine andere Wendung. „Sie sind nicht nur eventuell ein Match für eine Stammzellenspende, sondern das Match“, sagt die Stimme am Telefon.
Die Geschichte hat im April 2015 ihren Anfang genommen, als ein HSV-Mitglied aus Pinneberg die Leukämie-Diagnose erhielt. Im Zuge der Aktion „Bin ich dein Typ?“ des HSV, des Supporters Club und des UKE ließ sich Michi für eine Stammzellenspende typisieren. Danach tut sich lange nichts, bis er knapp zehn Jahre später einen Brief vom UKE erhält. So richtig zuordnen kann Michi ihn damals nicht – zehn Jahre sind vergangen. In dem Schreiben wurde er gebeten, sich zu einer Nachtypisierung im UKE einzufinden. Vor Ort wird ihm mitgeteilt, dass er sich in der engeren Auswahl für eine Stammzellenspende befinde.
Ein paar Wochen später erreicht ihn am Rande von Platz 6 der Anruf mit der Gewissheit: Er kommt nicht nur infrage als Stammzellenspender, sondern ist das passende Match. Was einem da so durch den Kopf schießt, kann er nicht genau sagen. Eine Mischung aus Ungewissheit und Freude, sagt Michi. Wenn er weiterhin bereit sei zu spenden, werde man ihn in den kommenden Tagen zu einer weiteren umfangreichen Untersuchung einladen, sagt die Stimme am Telefon – alles ganz freiwillig und ohne jeglichen Druck. Nachdem er sich mit dem Thema weiter auseinandergesetzt und weitere Informationen eingeholt hat, ist für ihn klar: „Ich mache es.”
Anfang März begibt er sich für weitere Untersuchungen ins UKE. Die Herzlichkeit der Ärzte und ihr Verständnis für Nachfragen seien ihm positiv in Erinnerung geblieben, sagt Michi. Eigentlich sei er kein großer Fan von Krankenhäusern. Sechs Stunden ist er vor Ort, inklusive Ultraschall und allgemeiner medizinischer Untersuchung – dem ganzen Programm. Am Ende der Untersuchungen wird ihm gezeigt, wie er sich auf die Spende vorbereitet und wie der Prozess vor Ort durchgeführt wird. Drei Tage vor der Entnahme soll er sich ein Mittel zur Überproduktion von Stammzellen spritzen, das dafür sorgt, dass die Stammzellen ins Blut übergehen.
Nach dem Besuch im UKE spielen seine Gefühle verrückt, erzählt Michi. Da ist ihm die indirekte Verantwortung so richtig bewusst geworden. Er dürfe nicht mehr krank werden, um den Spendezeitpunkt nicht zu gefährden. Gar nicht so leicht, wie gesagt. Nach dem HSV-Auswärtssieg in Nürnberg (3:0) nimmt er die erste Dosis des Medikaments und der Tag der Spende rückt näher. Dann setzen die angekündigten Symptome ein. Er ist müde und hat Schmerzen im Rücken und in den Knochen. Als er dann ein paar Tage später auf dem Stuhl im UKE sitzt, ist Michi erleichtert: Der Zeitpunkt der Spende war gekommen. Mit einem Podcast auf den Ohren wartet er vier Stunden, während das angereicherte Blut links in eine Maschine läuft und rechts gefiltert wieder in seinen Blutkreislauf zurückfließt. Noch am selben Nachmittag erreicht ihn ein Anruf des Krankenhauses: Die empfangende Person ist deutlich leichter als er, und die gesammelte Menge sei ausreichend; er müsse am kommenden Tag nicht wie geplant noch einmal vorbeischauen. In diesem Moment sei alles von ihm abgefallen, sagt Michi. Die Anspannung, die schlaflosen Nächte – es war vollbracht. Er hat Stammzellen gespendet.

Ob sich der Weg zur Spende gelohnt hat? „Ja“, sagt Michi. „Man gibt so wenig und kann so viel bewegen.“ Was am Ende bleibt, ist der Stolz und das Gefühl, geholfen zu haben. Wenn andere Therapien nicht anschlagen, ist für viele Patient:innen mit Blutkrebs oder anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems eine Stammzellenspende die einzige Möglichkeit auf Heilung. Sich typisieren zu lassen, also für eine mögliche Spende registrieren zu lassen, würde Michi jedem empfehlen. Nach der Spende erhält er einen anonymen Brief vom Krankenhaus. Die Person, für die er gespendet hat, bedankt sich darin bei ihm. In zwei Jahren können Spender und die empfangende Person die Anonymität aufheben, sofern sie dies wünschen.
Am Sonntag werden rund um das Volksparkstadion verschiedene Stationen der DKMS aufgebaut sein, um sich als möglicher Spender registrieren zu lassen. Alle weiteren Informationen zur Aktion gibt es hier.
Ihr möchtet mehr über das Thema Stammzellenspende erfahren? Dann schaut hier vorbei und erfahrt, wie ihr euch typisieren lassen könnt.
Wenn ihr Fragen an Michael Harms habt und mit ihm über seine Spende sprechen möchtet, meldet euch per E-Mail an supporters@hsv.de