Verein
01.03.24
Michael Papenfuß: „Wir sind zu einem sehr guten Ergebnis gekommen”
Michael Papenfuß (Vizepräsident HSV e.V., Aufsichtsratsvorsitzender und Leiter der „Arbeitsgruppe Rechtsform“) und Sven Freese (Abteilungsleiter HSV Supporters Club, Mitglied der „Arbeitsgruppe Rechtsform“) äußern sich zur nahenden außerordentlichen Mitgliederversammlung und zur geplanten Rechtsformänderung. Sie erklären, warum es zwei Abstimmungen geben wird.
Moin Michael, moin Sven, heute ist der Antrag für die außerordentliche Mitgliederversammlung veröffentlicht worden. Der Antrag sieht zwei Abstimmungen vor, warum ist das so?
Sven Freese: Auch wenn Michael als Leiter der Arbeitsgruppe eigentlich das erste Wort gebührt, möchte ich ihm an dieser Stelle zuvorkommen. Dass der Antrag, so wie er jetzt vorliegt, in zwei Stufen zur Abstimmung gebracht wird, demonstriert, dass Mitnahme in diesem Prozess bis zum Ende ganz oben steht. Das Ergebnis der Arbeitsgruppe, das wir auch im Rahmen der Infoveranstaltung im Januar veröffentlicht haben, verstehen wir als ein Gesamtkonstrukt. Und dafür werden wir auch einstehen. Dennoch war es ein expliziter Wunsch aus der Mitgliedschaft, der nach der Infoveranstaltung an mich und meine Kolleginnen und Kollegen aus der Abteilungsleitung mehrfach herangetragen wurde, dass wir in zwei Stufen vorgehen – zunächst in der ersten Abstimmung über den Schritt, in eine KGaA zu gehen. Und im zweiten Schritt über die Frage abstimmen, ob wir im neuen Konstrukt weitere Aktien zu Kapitalerhöhungen ausgeben wollen. Danken will ich dem Präsidium als antragsstellendes Gremium, weil es diesen in Teilen vielleicht vor allem emotionalen Wunsch einiger Mitglieder ernstgenommen hat und diesen Weg unterstützt.
Michael Papenfuß: Ich greife gerne die Worte von Sven auf. Die Betonung im ganzen Prozess lag auf Mitnahme. Mitnahme heißt nicht, alles gleich im vorauseilenden Gehorsam umzusetzen, was uns zugetragen wird, aber es bedeutet, alles ernst zu nehmen, was uns herangetragen wird, und dieses mit Seriosität zu bewerten. Und an dieser Stelle sind wir letztlich, auch wenn es nicht nur mich ein wenig Überwindung gekostet hat, zu dem Schluss gekommen, dass wir dem Wunsch aus der Mitgliedschaft nachkommen wollen, da er für eine Reihe von Mitgliedern, die den HSV schon lange Jahre eng begleiten, eine hohe emotionale Bedeutung hat. Zu dieser hohen Emotionalität hat zuletzt sicher auch der DFL-Investorenprozess geführt, von dem wir uns bei der Zielsetzung, aber auch im Prozess durch die Umsetzung maximaler Mitnahme und Transparenz klar abgrenzen.
Michael, du sagst, es hat dich Überwindung gekostet. Erläutere uns das bitte.
Michael Papenfuß: Die Arbeit in der Arbeitsgruppe war intensiv, kontrovers und konstruktiv zugleich. Ich glaube, wir sind am Ende eines spannenden, sich über zwei Jahre hinziehenden Prozesses, in dem wir alle viel gelernt haben. Und wir sind zu einem aus meiner vollen Überzeugung heraus sehr guten Ergebnis gekommen. Unsere Arbeit stand stets unter der Überschrift: Wie bekommen wir die Ziele “Mitgliederrechte stärken” und “Eigenkapitalbeschaffung ermöglichen” in Einklang? Mit unserem Vorschlag ist uns dies, denke ich, sehr gut gelungen. Und den Wunsch, diesen Einklang in der Abstimmung dahingehend ein Stück weit aufzubrechen, dass wir zwei Abstimmungen in den Antrag aufnehmen, kann ich emotional nachvollziehen, sachlich hätte ich ihn allerdings nicht für notwendig gehalten.
Und genau das kommt in unserem finalen Antrag nun auch zum Ausdruck. Es geht nicht um zwei „separate“ Anträge, die nichts oder wenig miteinander zu tun haben. Es geht auch nicht darum, dass wir uns als Arbeitsgruppe nicht auf eine einzige Abstimmung einigen konnten. Ganz im Gegenteil: Es geht uns darum zu verdeutlichen, dass beide Aspekte, beide Abstimmungen zwei elementare Bestandteile einer ganzheitlichen Lösung bilden – und damit als ein ganzheitlicher Antrag anzusehen sind, hinter dem die gesamte Arbeitsgruppe versammelt steht. Gleichzeitig verdeutlicht es aber eben auch, dass wir bis zum Schluss des Prozesses offen waren und wir für die Belange und Emotionen der Mitgliedschaft einen gemeinsamen, für alle Beteiligten sachlich und emotional gangbaren Weg bereiten möchten.
Sven Freese: Ich kann die Ausführungen von Michael nur als absolut richtig bestätigen. Als Arbeitsgruppe haben wir eine Gesamtlösung erarbeitet, von der wir sachlich absolut überzeugt sind. Und genau diese Sachlichkeit wollen wir bis zur Abstimmung beibehalten. Und daher war es unsere Empfehlung, jetzt dem Wunsch, der an uns herangetragen wurde, zu folgen, um nicht auf den letzten Metern des Prozesses noch in eine emotionale Auseinandersetzung zu geraten.
Wie geht es nun weiter, was ist euer Wunsch für die nächsten drei Wochen?
Michael Papenfuß: Die Arbeit ist gemacht, Satzungen, Antrag usw. sind finalisiert. Die nächsten drei Wochen bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung wollen wir weiter informieren und alle noch offenen Fragen beantworten. Wir sind von unserem Ergebnis absolut überzeugt und auch sehr zuversichtlich, in einer sachlichen Diskussion unsere Mitglieder zu überzeugen. Uns geht es um den HSV! Wir wollen inhaltlich überzeugen, denn wir glauben, dass der vorgeschlagene Weg sehr gut und nachhaltig für den HSV ist.
Sven Freese: Mich freut insbesondere das Miteinander aller Stakeholder während des ganzen Prozesses unglaublich. So wünsche ich mir den HSV. Mit der Entscheidung für diesen Antrag in seiner jetzigen finalen Version wird dieses Miteinander nochmals unterstrichen. Ich hoffe sehr, dass wir mit diesem Weg am 23. März bei beiden Abstimmungen die notwendigen Mehrheiten erhalten. Warum ich es hoffe? Weil es einfach der richtige Weg für den HSV ist und weil unser Vorschlag die gemeinsamen Ziele „Mitgliederrechte stärken“ sowie „Eigenkapitalbeschaffung ermöglichen“ bestmöglich in Einklang bringt.
Danke für das Gespräch!