
Spitzensport
21.01.22
Svea Stoldt: Hoch hinaus
Mit gerade einmal 16 Jahren gehört Svea Stoldt schon zum festen Kader der HSV-Frauen. Bereits in frühen Jahren lernte sie, sich durchzusetzen. In der aktuellen Ausgabe der HSVlive formuliert die Juniorinnen-Nationalspielerin ihre forschen Ziele: A-Nationalteam, Aufstieg, Titelgewinne.
Mit sechs Jahren musste Svea Stoldt eine Entscheidung treffen: Sie war mit ihrem damals besten Freund verabredet, doch dieser musste plötzlich weg – sein Fußballtraining stand an. Stoldt hatte nun die Wahl: Entweder würde sie nach Hause gehen und ihre Zeit anderweitig vertreiben, was für eine Sechsjährige nicht allzu schwierig gewesen wäre, oder mitkommen und beim Training reinschnuppern. Stoldt entschied sich für die zweite Variante – und ist bis heute am Ball geblieben. „Es hat mir sofort Spaß gemacht“, erinnert sich die heute 16-Jährige, die kurz nach ihrer ersten Einheit beim SV Börnsen in den Verein eingetreten ist.
Zu Beginn musste sie jedoch einige Widerstände überwinden: „Am Anfang waren die Jungs ein bisschen fies zu mir und haben gefragt, warum ein Mädchen bei ihnen mitspielt“, erinnert sich die gebürtige Wentorferin. „Ich habe das aber ignoriert.“ Den Spaß am Sport ließ sich Stoldt nicht verderben, vielmehr überzeugte sie durch Leistung und war schon bald fester Bestandteil der Startelf. „Dann wurden die Jungs schnell ruhig“, erzählt sie.

Ein paar Jahre später musste sie sich jedoch einen neuen Verein suchen: Ihre damaligen Trainer hörten auf, Ersatz war nicht in Sicht. Stoldt wurde schließlich beinahe vor ihrer Haustür fündig und ging zum SC Wentorf. Dort traf sie auf Marlene Deyß, mit der sie später gemeinsam zum TSV Glinde wechseln sollte – dort trainieren die beiden noch heute einmal pro Woche bei den U17-Junioren mit. „Das Training bringt mich vor allem im athletischen Bereich weiter, weil die Jungs schnell, größer und robuster sind“, sagt die Mittelfeldspielerin. „Da muss ich alles geben, um mich durchzusetzen.“
Bis 2020 spielte Stoldt nur in Juniorenteams, dann meldete sich der HSV. „Mein Vater war von klein auf ein großer HSV-Fan, ich schaue auch alle Partien, wenn ich nicht selber spiele. Selbst im HSV-Trikot aufzulaufen, ist eine riesige Ehre“, sagt Stoldt, die bereits vor einigen Jahren an mehreren Camps der HSV-Fußballschule teilgenommen hat. Zunächst lief sie bei den Rothosen für die U17-Juniorinnen in der B-Juniorinnen-Bundesliga auf, schnupperte jedoch zunehmend bei den 1. Frauen rein. Seit dieser Saison ist Stoldt endgültig Teil der HSV-Frauen und zählt zum festen Kader des Regionalliga-Teams – ebenso wie Marlene Deyß, die zeitgleich mit Stoldt zum HSV wechselte.
„In meinem Alter bereits bei den HSV-Frauen zu spielen, bedeutet mir sehr viel“, sagt Stoldt, die zu den Jüngsten im Team gehört. Die Integration habe aber schnell geklappt, erzählt die 16-Jährige: „Ich dachte erst, dass es schwer für mich wird. Ich wurde aber von allen super aufgenommen und habe mich direkt wohlgefühlt.“ Im Team von Trainer Lewe Timm kommt Stoldt regelmäßig zum Einsatz, bei wichtigen Spielen wie dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den Bundesligisten SGS Essen stand sie sogar in der Startelf – am Ende gab es zwar ein knappes 0:1, ein Erfolg war das Erreichen dieser Runde für die aktuell zwei Klassen tiefer spielenden Rothosen allemal.
Und auch international durfte sich Stoldt, die in dieser Saison bislang zwei Tore in der Regionalliga erzielt hat, bereits beweisen: Mit 14 Jahren absolvierte sie ihr erstes Spiel für die U15-Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), mittlerweile ist sie Teil der deutschen U17. „Mein erstes Länderspiel war ein großes Highlight“, blickt die HSV-Spielerin zurück: „Arm in Arm die Nationalhymne zu singen und sich anschließend mit den besten Spielerinnen aus meinem Jahrgang zu messen – das war das krasseste Gefühl, das ich beim Fußball bisher erlebt habe.“

Mit der DFB-U17 hat sie die erste Qualifikationsrunde zur Europameisterschaft bereits überstanden, in der nächsten Runde geht es gegen Bosnien und Herzegowina, Österreich, Slowenien und den Kosovo. Das Ziel: Die Endrunde im Mai dieses Jahres. „Ich will dabei sein und möglichst auch den Titel mit Deutschland gewinnen“, sagt die Schülerin, die momentan die zehnte Klasse des Gymnasiums Wentorf besucht.
Konkrete Pläne für die Zeit nach dem Abitur hat sie noch nicht, eine grobe Richtung ist aber schon klar: Es soll mit Sport zu tun haben. „Ein Studium der Sportwissenschaften kann ich mir zum Beispiel gut vorstellen“, so Stoldt, deren Ziele im Fußball klar sind: „Ich möchte mit dem HSV aufsteigen und zur Führungsspielerin werden.“ Auch das A-Nationalteam ist ein Traum, der in ihrem Hinterkopf schwebt. Klar ist: Wenn Svea Stoldt so weitermacht wie bisher, ist ihr einiges zuzutrauen.