
HSV-Frauen
28.08.25
“Wir wollen Synergien schaffen”
Seit Juli 2025 ist Jannik Kovar Koordinator Nachwuchs bei den HSV-Frauen. Im Interview blickt der 29-Jährige auf seinen Start bei den Rothosen zurück und verrät, welche Schwerpunktthemen er vorantreibt.
Nach Stationen im männlichen Nachwuchs von Lok Leipzig sowie dem Eimsbütteler TV, wo Jannik Kovar 2022 mit den U15-Junioren die Oberliga-Meisterschaft und 2024 den Pokalsieg mit den U17-Juniorinnen gewann, ist der gebürtige Lübecker seit diesem Sommer für die Nachwuchsfußballerinnen des Hamburger SV verantwortlich. Zuletzt hatte der 29-Jährige, der parallel gemeinsam mit Norina Bleick die B-Juniorinnen der Rothosen trainiert, eine ähnliche Rolle beim ETV inne. Beim HSV umfasst der Nachwuchs vier Teams: Neben der U13 und U15 bilden die U17 sowie die U20 die Grundpfeiler auf dem Weg in den Frauenbereich. Kovar hat dabei einen ganz klaren Plan, wie er möglichst viele Spielerinnen für die HSV-Frauen ausbilden möchte.
Jannik, du bist seit zwei Monaten im Amt. Wie hast du die Anfangsphase erlebt?
Es macht total Spaß. Man merkt sofort, dass hier eine unglaubliche Euphorie herrscht. Alle im Verein haben richtig Lust, etwas zu bewegen – dieser Spirit ist spürbar. Natürlich wartet auch viel Arbeit auf mich, aber genau das macht es so spannend.
Was waren deine ersten Eindrücke vom Nachwuchsbereich beim HSV?
Am Anfang ging es vor allem darum, alle auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: die Spielerinnen, die Trainerinnen und Trainer, das gesamte Umfeld. Da habe ich sehr viel Elan gespürt. Wir entwickeln gemeinsam eine Idee davon, wie wir arbeiten und welchen Weg wir gehen wollen – das war meine wichtigste Aufgabe in den ersten Wochen. Parallel arbeiten wir daran, ein offiziell anerkanntes DFB-Förderleistungszentrum zu werden.
Welche Bedingungen findest du aktuell beim HSV vor?
Die Bedingungen sind wirklich top. Die U17 und U20 haben feste Kabinen und eigene Plätze, auch die jüngeren Teams haben gute Bedingungen. Personell werden gerade neue Stellen geschaffen: Die U20- und U17-Trainerin sind nun in Teilzeit angestellt. Wir konnten den athletischen und physiotherapeutischen Bereich stärken und ab September können wir sogar einen Sportpsychologen für den Nachwuchs begrüßen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen den Spielerinnen die besten Bedingungen geben – fußballerisch und persönlich. Die Strahlkraft des HSV öffnet natürlich Türen. Beispielweise wurde dadurch unsere U17 zuletzt etwa zu einem großen internationalen Turnier in Amsterdam eingeladen.
Welche Themen stehen bei dir gerade ganz oben auf der Liste?
Es gibt natürlich viele organisatorische Dinge: Passwesen, Klamottenbestellungen, Gespräche mit Spielerinnen und Eltern. Aber auch inhaltlich treiben wir einiges voran. Wir arbeiten an einer klaren Ausbildungsvision: Wie wollen wir coachen, wie wollen wir spielen, wie sehen wir die Ausbildung unserer Talente? Dabei ist mir besonders wichtig, den engen Austausch mit dem männlichen Nachwuchsleistungszentrum zu fördern. Wir wollen Synergien schaffen, voneinander lernen und gemeinsam Standards setzen. Außerdem ist mir ganz wichtig, dass wir in Hamburg alle an einem Strang ziehen, um den Mädchenfußball weiter zu fördern. Jede Spielerin soll so individuell gefördert werden, wie sie es braucht – im Sinne des Talents. Das ist unser Anspruch.
Wie eng ist die Verzahnung zwischen dem Nachwuchsbereich und dem Bundesliga-Team der HSV-Frauen?
Sehr eng. Ich tausche mich regelmäßig mit der Leiterin Saskia Breuer zu organisatorischen Themen und Trainerin Liese Brancao zu sportlichen Aspekten aus – die kurzen Wege unserer Büros helfen dabei. Wir teilen dieselbe Idee von Fußball, das macht die Abstimmung leicht.
Inwiefern hilft der Bundesliga-Aufstieg der HSV-Frauen auch dem Nachwuchs?
Die Strahlkraft ist noch einmal deutlich größer geworden, unser Ziel bleibt das gleiche: Talente aus dem norddeutschen Raum bestmöglich zu fordern und zu fördern und an den Frauenbereich heranzuführen. Nachwuchs-Spielerinnen wie Lotta Wrede, Jonna Wrede und Leni Eggert, die sogar schon Pflichtspieleinsätze für die 1. Frauen absolviert haben, bestätigen uns in unserem Weg.
An diesem Sonntag (31. August, 13 Uhr) startet die U20 mit dem Spiel beim Eimsbütteler TV in die neue Saison. Wie blickst du auf die Saison dieses Teams und des gesamten Nachwuchsbereiches voraus?
Für uns steht ganz klar die Entwicklung der Spielerinnen im Vordergrund – individuell und im Kollektiv. Natürlich wollen wir oben mitspielen, das ist der HSV-Anspruch. Aber noch wichtiger ist, dass die Spielerinnen individuell den nächsten Schritt machen und sich im besten Fall für unser Bundesliga-Team empfehlen. In der U17 haben wir mit der Einführung der Regionalliga eine Neuerung, durch die nach dem Wegfall der Bundesliga wieder ein überregionaler Mädchen-Spielbetrieb gewährleistet ist. Unsere U13 und U15 werden weiterhin in Junioren-Ligen antreten, dazu kommen Leistungsvergleiche mit starken Mädchen-Teams. Diese Mischung aus hoher Intensität und gezielter Förderung ist enorm wichtig.